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Erfassung und Diagnostik

Schüler:innen mit Leseschwierigkeiten haben im schlimmsten Fall auch am Ende ihrer Schulzeit noch Probleme damit, einen Text flüssig zu lesen. Eine zentrale Voraussetzung fehlt, um Texte verstehen zu können. Daher ist es wichtig, Probleme im Zusammenhang mit dem Erlernen der Lesefertigkeit rechtzeitig zu erkennen und diagnostische Schritte einzuleiten, damit möglichst passend gefördert werden kann. Leseförderung verlangt den Austausch im multiprofessionalen Team über alle Zyklen hinweg.

Leseentwicklung

Alle Lernenden durchlaufen im Lesen grundsätzlich qualitativ die gleiche Entwicklung, benötigen evtl. jedoch für die einzelnen Entwicklungsschritte länger und brauchen mehr Unterstützung (Becker-Mrotzek et al., 2015; Weinhold & Fay, 2017, S. 134). Deshalb sind die Entwicklungsschritte unabhängig von der Klassenstufe zu sehen. So kann es beispielsweise sein, dass ein Jugendlicher im Zyklus 3 noch Schwierigkeiten in der Leseflüssigkeit auf Wortebene aufweist, während eine Erstklässlerin schon sehr flüssig Texte lesen kann.

Erfassung und Diagnostik in der Schule

Der Entwicklungsstand von Lernenden sollte über die Schulzeit hinweg regelmässig festgestellt werden, um so passgenau wie möglich fördern zu können. Andererseits bringen diese diagnostischen Erkenntnisse nichts, wenn nicht daraus Fördermassnahmen abgeleitet werden. Keine Diagnostik ohne Förderung – keine Förderung ohne Diagnostik (Becker- Mrotzek, et al., 2015, S. 19). Es geht dabei nicht in erster Linie um eine Leistungskontrolle (Noten) oder um Diagnosen, sondern um das Ermitteln des Entwicklungsstandes und den Bedürfnissen der Schüler:innen.

Um den individuellen Entwicklungsstand der Lernenden im Schulalltag über Beobachtungen feststellen zu können, ist es unerlässlich, dass die Lehrpersonen über gute fachdidaktische Kenntnisse zur Leseentwicklung verfügen und wissen, welche alltäglichen Beobachtungen ernst zu nehmen sind.

Ausserdem sind diagnostische Fähigkeiten von grosser Bedeutung und praxistaugliche Diagnostikinstrumente müssen für den Schulalltag in der Regelklasse zur Verfügung stehen (Schneider et al. 2013, S. 2) . Auch wirksame Fördermethoden, insbesondere für Lernende mit Schwierigkeiten müssen bekannt sein.

Umsetzung in der Schule

Die Zusammenarbeit mit ausgebildeten Fachpersonen aus Heilpädagogik und Logopädie ist sinnvoll für präventive Massnahmen im Regelunterricht und beim Einsatz sogenannter Screeningverfahren, bei denen Risikokinder in Klassen ermittelt werden. Dringend notwendig ist die Kooperation zur vertieften individuellen Erfassung und Förderung der Lernenden innerhalb und ausserhalb der Regelklasse, wenn trotz ersten möglichst adäquaten didaktischen Massnahmen im Regelunterricht die Probleme anhalten. Letztlich geht es darum, gemeinsam Lernende der Regelklasse möglichst auf ihrem Stand der Entwicklung zu erkennen, zu fördern und zu fordern, damit Fortschritte erzielt werden können.

Idealerweise legt die Schule über alle Zyklen hinweg gemeinsam fest, welche Lehrperson (Regelklasse, Spezialunterricht, ...), in welchem Quartal des Schuljahres und in welcher Form diagnostische Informationen erhebt und wer wann welche Meilensteine intensiver fördert. Ein kurzes, erprobtes, zweiseitiges und praxistaugliches Konzept kann dabei hilfreich sein.

Die Hauptverantwortung zur Einführung und Koordination dieser Leseförderplanung liegt bei der Schulleitung. Die verbindliche Umsetzung wird durch die Lehrpersonen der Regelklasse und der Lehrpersonen für besondere Förderung (Bsp.: Speziallehrpersonen, DAZ-Lehrpersonen) vorgenommen. Eine enge Zusammenarbeit und der Austausch im multiprofessionellen Team über die Zyklen hinweg ist dabei sinnvoll und notwendig, insbesondere auch in Bezug auf Übergänge von einem Zyklus zum anderen.

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